Die DDR ist seit 35 Jahren Geschichte und für Rösrather Jugendliche auf den ersten Blick weit weg. Die 10d hatte am 26. Juli das Glück, einen Gast zu haben, der von dieser Zeit der aus erster Hand berichten konnte. Mirko hat seine Jugend in der DDR verbracht und konnte, nach elf Monaten Stasi-Haft, diesen Staat verlassen, um im Westen zu leben.

Als Mirko von seiner Kindheit berichtete, vom „Fasching“ in der Schule, von Ostsee-Urlauben und von ersten Partys, haben wir gemerkt, dass eine DDR-Jugend gar nicht so anders ist als die Jugend heute. Die Menschen waren zwar vom Westen abgeschottet, aber wer sich nicht widersetzte, konnte ein ganz „normales“, unbeschwertes Leben führen.

Das änderte sich nach und nach, als Mirko merkte, in was für einem System er lebte. Wegen eines kritischen Briefes geriet er in den Fokus des Ministeriums für Staatssicherheit, des DDR-Geheimdienstes. Er berichtet uns davon, wie er beobachtet wurde, aber auch immer mehr Gleichgesinnte kennen lernte. Nachdem er einen Ausreiseantrag stellte, kam er für elf Monate in ein Untersuchungsgefängnis der Staatssicherheit, um dann endlich von der Bundesrepublik freigekauft zu werden.

Wir bewunderten den Mut, den Mirko und andere Menschen hatten, als sie ihre Existenz riskierten, um in Freiheit zu leben. Dass sie bereit waren, ihre Familie, Freundinnen und Freunde zurückzulassen, um ein freies Leben zu führen, zu reisen, wohin zu wollten, und zu sagen, was sie dachten. Als Mirko von den Bedingungen im Stasi-Gefängnis erzählte, von Isolationshaft und Tageslichtentzug, wurde es ganz leise in der Klasse.

Es war für uns ganz besonders schön, etwas über die Zeit von einer Person zu erfahren, die sie selbst erlebt hatte. Wir hatten drei spannende Stunden, da Mirko sehr offen für unsere Fragen war und Freude daran hatte, sie zu beantworten. Er hat uns damit nicht nur die DDR ein Stückchen näher gebracht. Er hat uns auch deutlich gemacht, wozu Menschen bereit sind, um in Freiheit zu leben. Eine Botschaft, die heute genau so wichtig ist wie vor 35 Jahren.

[Der Artikel wurde auf der Grundlage von Texten der Schülerinnen und Schüler der Klasse verfasst.]