Nach fast einem halben Jahr des Theaterunterrichts ging es am 10.12.2021 für uns, den Literaturkurs mit Frau Gillies, zu unseren ersten praktischen Erfahrungen mit Publikum. Um langsam in das Thema einzusteigen, starteten wir mit einem Besuch des Kölner Schauspielhauses, wo wir Nathan der Weise sahen. Hier haben wir einen neuen Einblick in die Theaterwelt gewonnen und waren sehr begeistert, bereits von uns gelernte Techniken wieder zu erkennen. Die moderne Inszenierung des klassischen Stoffes von G.E. Lessing überraschte uns positiv. Und besonders die Textsicherheit von langen Mono- und Dialogen war für uns beeindruckend.

Zu Beginn unserer praktischen Arbeit wärmten wir uns mit bereits erlernten Techniken an einem provisorischen, öffentlichen Bühnenraum auf. Dann hieß es „Clownsnasen an und los geht´s!”. Schnell haben wir dann unser erstes Publikum gefunden. Schulkinder und andere Passanten auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig. Um ihre Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, stellten wir ihnen zwei kleine Sprechübungen vor, die uns zwar etwas Überwindung kosteten, jedoch ein toller Start waren. Danach stiegen wir in die Bahn und testeten die ungewohnte Akustik mit typischen Geläufigkeitsübungen, die wir abwechselnd sprechen durften. Das war es dann mit dem Aufwärmen, denn jetzt wurde es so richtig ernst:

Ziel des nun folgenden Tages war es, uns präsent und sicher in unterschiedlichen Rollen zu bewegen, und mit theaterästhetischen Mitteln und ihrer Wirkung zu experimentieren. Die Rollen durften wir selbst entwickeln und einsetzen.

Dabei erprobten wir unterschiedliche Arten des Theaters an öffentlichen Plätzen. Bei manchen Stücken gaben wir uns als Schauspieler zu erkennen. Beispielsweise spielten Marlene Kuhrt, Miljana Simikic, Eunice Ndombele, Suna Knigge und Ferdinand Küsgen Ausschnitte aus Shakespeares Romeo und Julia. Matthias Bärtl rappte Goethes Zauberlehrling und sorgte auf der Domplatte für viel Unterhaltung. Andere Stücke waren geschlossener Form, was bedeutet, dass die Öffentlichkeit Teil des Theaterstücks wurde, ohne sich dessen bewusst zu sein. So improvisierten Leny Bauske und Julian Hübscher im ´Freundschaftsgesuch´ die Rolle zweier vereinsamter Jugendlicher, die in der Bahn nach wahrer Freundschaft suchten. Zoe Fröhlich und Berenike Vach sorgten in der Bahn beim ´Tauziehen´ mit Seil-Pantomime für viel Bewegung. Auch der `Bettler`, gespielt von Ferdinand Küsgen, auf den alle Kursteilnehmer in der in der Bahn inkognito, aber in verteilten Rollen reagierten, beeindruckte uns nachhaltig.

Überrascht von der früh einbrechenden Dunkelheit und erschöpft von der ganzen Aufregung, wärmten wir uns auf dem Weihnachtsmarkt auf. Es folgte eine Stärkung im Restaurant. Doch hier war es nicht vorbei mit dem Schauspiel. Zoë Fröhlich hielt einen bewegenden Monolog im Straßenlicht, der dem ganzen Kurs in eine Gänsehaut versetzte und zeigte das im Unterricht erlangte Potential, welches wir nun alle haben!

Um den Abend ruhig ausklingen zu lassen und zusammen über das Erlebte reden zu können, setzten wir uns noch etwas zusammen und spielten Kicker.

Der Tag war für uns alle sehr eindrucksvoll und wir konnten viel für den Unterricht mitnehmen. Wir fühlen uns jetzt sicherer im Umgang mit Publikum und sind bereit unser eigenes Theaterstück auf die Bühne zu bringen, welches voraussichtlich Anfang Juni bei unserem eigenen Theaterabend in der Aula zu sehen sein wird.

(Nike Vach und Zoe Fröhlich, Q1)